Ein Wochenendtrip in die Alpen klingt nach Freiheit, Natur und Abenteuer. Ein Zelt am Bergsee oder unter funkelnden Sternen aufschlagen – für viele Outdoorfans ist das der Traum schlechthin. Doch Vorsicht: In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Wildcampen oft streng geregelt und kann teuer werden.
Die Alpenregionen bieten atemberaubende Landschaften und sind ein beliebtes Ziel für Kurzurlaube und Wochenendtrips. Wer spontan im Gebirge übernachten möchte, sollte sich vorher über die Rechtslage informieren. Hier erfährst du die wichtigsten Regeln, legale Alternativen und nützliche Tipps für deine nächste Tour.
Was bedeutet Wildcampen eigentlich?
Wildcampen ist das Übernachten in der Natur außerhalb offizieller Campingplätze – egal, ob im Zelt, Campervan oder Biwaksack. Anders als ein Notbiwak (z. B. bei Wetterumschwung oder Erschöpfung) ist geplantes Campen ohne Erlaubnis meist verboten. Wer trotzdem im Freien schlafen will, muss mit hohen Bußgeldern rechnen, besonders in Schutzgebieten oder Wäldern.
Warum Wildcampen so beliebt ist
Der Wunsch nach Freiheit, Ruhe und Naturerlebnis macht Wildcamping so attraktiv. Abseits überfüllter Campingplätze kann man mitten in der Natur schlafen, Tiere beobachten und die Berge fast für sich allein haben. Gerade für Wochenendtrips oder Kurzurlaube entlang der Alpenrouten klingt das verlockend. Doch was romantisch wirkt, kann schnell zu Konflikten mit Naturschutzgesetzen, Eigentümern oder der Umwelt führen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Natur und Regeln ist daher Pflicht.
Ist Wildcampen in Deutschland erlaubt?
In Deutschland ist Wildcamping grundsätzlich verboten. Die Natur- und Waldschutzgesetze der Bundesländer erlauben nur das Betreten und Verweilen in der freien Natur – nicht das Übernachten. Wer dennoch draußen schlafen will, braucht die Erlaubnis des Grundstückseigentümers, des Försters oder der zuständigen Behörde.
Legale Alternativen in Deutschland:
- Trekkingplätze: In vielen Mittelgebirgen wie der Eifel, im Schwarzwald oder im Harz gibt es einfache Trekkingplätze, auf denen du gegen eine geringe Gebühr (5–10 €) dein Zelt aufstellen kannst.
- Naturcampingplätze: Kleine, naturbelassene Plätze bieten fast Wildcamping-Feeling, sind aber legal.
- Private Stellflächen: Plattformen wie „campinmygarden.com“ oder „1nitetent.com“ vermitteln private Übernachtungsplätze.
- Strafen: Wildes Zelten kann in Schutzgebieten bis zu 2.500 € kosten, besonders in Bayern oder Baden-Württemberg.
Ist Wildcampen in Österreich erlaubt?
Österreich hat keine einheitliche Regelung. Jedes Bundesland entscheidet selbst. Im Wald und in Schutzgebieten ist das Übernachten generell verboten, oberhalb der Baumgrenze sind manche Regionen toleranter.
Grundregeln:
- Im Wald ist Campieren in ganz Österreich verboten (Forstgesetz §33).
- Oberhalb der Baumgrenze: Hier gibt es Spielraum, doch nur ein Notbiwak ist erlaubt. Geplantes Zelten kann Strafen bis zu 14.500 € nach sich ziehen (z. B. in Tirol oder Niederösterreich).
- Schutzgebiete, Nationalparks oder Biosphärenreservate sind absolut tabu.
Österreich hat keine einheitliche Regelung – jedes Bundesland entscheidet selbst (Unter www.oesterreich.gv.at/campen sind die gesetzlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer zusammengefasst.):
- Streng verboten: Tirol, Kärnten, Niederösterreich. Hier drohen Strafen bis 14.500 Euro.
- Etwas lockerer: Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, Steiermark. Teilweise ist Campen oberhalb der Baumgrenze erlaubt.
- Generell verboten: In Wäldern und Schutzgebieten.
Tipp: Der Österreichische Alpenverein empfiehlt alpine Schutzhütten, Biwakschachteln oder Naturcampingplätze als Alternativen.
Ist Wildcampen in der Schweiz erlaubt?
Die Schweiz ist deutlich liberaler als Deutschland und Österreich. Nach dem „Jedermannsrecht“ darf man für eine Nacht auf unkultiviertem Land zelten – allerdings nur mit Ausnahmen. Eine Übersicht inklusive einer grafischen Darstellung der geltenden Bestimmungen hat der Schweizer Alpen-Club SAC erstellt.
Verboten ist Wildcamping:
- in Jagdbanngebieten und Wildschutzgebieten,
- im Schweizerischen Nationalpark,
- in Biotopen von nationaler Bedeutung,
- in militärischen Sperrzonen.
- Wer sicher gehen will, informiert sich beim örtlichen Tourismusbüro oder der Gemeindeverwaltung. Einzelne Übernachtungen oberhalb der Baumgrenze sind meist kein Problem, solange Rücksicht auf Natur und Tiere genommen wird.
Tipp: Nutze kantonale Geoportale (z. B. map.geo.admin.ch), um Schutzgebiete zu erkennen.
Welche Alternativen gibt es zum Wildcampen in den Alpen?
Wer die Alpen hautnah erleben möchte, muss nicht zwingend wild campen. Das dichte Netz an Alpenvereinshütten bietet eine naturnahe und legale Übernachtungsmöglichkeit. Diese Hütten sind bewusst einfach gehalten, verzichten auf übermäßigen Komfort und erfüllen teils sogar strenge Umweltstandards wie das Alpenvereins-Umweltgütesiegel. Eine Übersicht der Hütten des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins findest du direkt auf den Webseiten der Vereine.
Auch in den deutschen Mittelgebirgen gibt es eine umweltfreundliche Option: Trekkingplätze. Sie sind speziell eingerichtete, naturbelassene Übernachtungsplätze, die es dir ermöglichen, ganz legal eine Nacht unter freiem Himmel zu verbringen – meist gegen eine kleine Gebühr.
Im Notfall: Biwakieren in den Bergen
Ein Notbiwak ist die letzte Lösung, wenn du unerwartet draußen übernachten musst – etwa wegen Wetterumschwung, Erschöpfung oder Dunkelheit. Dabei gilt: Störe Natur und Wildtiere so wenig wie möglich. Meide empfindliche Lebensräume wie Waldränder, Wildwechsel, Moore oder offene Schneeflächen im Winter.
Halte Abstand zu Gewässern und verrichte deine Notdurft mindestens 50 m entfernt. Toilettenpapier oder Müll gehören in einen Beutel, nicht in die Natur. Grundsätzlich gilt die Leave-no-trace-Regel: Hinterlasse keinen Abfall und nimm, wenn möglich, sogar den Müll anderer Wanderer mit ins Tal. Geräusche und Licht sollten in der Dämmerung und Nacht auf ein Minimum reduziert werden, um Wildtiere nicht zu verschrecken.
Tipps für ein nachhaltiges Campen in den Alpen
- Erlaubnis einholen: Bei Privatgrundstücken oder Almen einfach höflich fragen – oft sagen die Besitzer „Ja“.
- Naturcamping & Biwakplätze: Nutze offizielle Plätze in Nationalparks oder entlang bekannter Routen.
- Leave No Trace: Nimm deinen Müll wieder mit, vermeide Lärm und respektiere Tierlebensräume.
- Klein und unauffällig: Ein Biwaksack statt Zelt fällt weniger auf und wird in manchen Regionen toleriert.
So genießt du die Alpen stressfrei
Wer in den Alpen wildcampen möchte, sollte sich vorab gut informieren. Offizielle Stellplätze, Schutzhütten oder Trekkingplätze sind sichere Alternativen – und oft günstiger, als man denkt.
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