Österreichs Nationalparks: Wo Natur sich selbst gehört

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Ob wilde Wasser, stille Wälder oder endlose Steppen – Österreich zählt zu den wenigen Ländern Europas, das so viele unterschiedliche Naturräume auf vergleichsweise kleinem Raum bewahrt. Vom pannonischen Tiefland im Osten bis zu den schroffen Gipfeln der Zentralalpen im Westen schützen sechs Nationalparks die wertvollsten Lebensräume des Landes. Jeder von ihnen erzählt seine eigene Geschichte – von Artenvielfalt, geologischer Besonderheit oder kulturellem Erbe.

Doch diese Schutzgebiete sind weit mehr als reine Rückzugsorte für seltene Pflanzen und Tiere. Sie laden dazu ein, die Natur mit allen Sinnen zu erleben: beim Wandern, Staunen, Lernen und Innehalten. Besucher erwartet nicht nur unberührte Landschaft, sondern auch ein tiefes Verständnis für das Zusammenspiel von Mensch und Umwelt. In diesem Beitrag stellen wir dir alle sechs Nationalparks Österreichs vor – mit ihren Besonderheiten, Geschichten und dem, was sie so einzigartig macht.

Natur erleben, verstehen und bewahren – für Groß und Klein

Ein Besuch in einem der österreichischen Nationalparks ist weit mehr als nur ein Spaziergang durch schöne Landschaften. Die geschützten Gebiete laden dazu ein, die Natur mit allen Sinnen zu entdecken – sei es bei geführten Wanderungen, spannenden Wildtierbeobachtungen oder kindgerechten Erlebnisprogrammen. In den Besucherzentren gibt es interaktive Ausstellungen, in denen Kinder auf spielerische Weise erfahren, warum Buchenwälder, Flussauen oder alpine Gletscher so schützenswert sind.

Familien schätzen besonders die gute Infrastruktur mit leichten Wanderwegen, Aussichtspunkten, Picknickplätzen und Naturspielplätzen. Rangerführungen, Forschertage, Tierbeobachtungen mit Ferngläsern oder „Mitmach-Labore” machen den Ausflug auch für junge Entdecker zu einem Abenteuer. Ob ein Tag im Steppengebiet des Seewinkels oder eine Mehrtagestour durch die Hohen Tauern – ein Besuch im Nationalpark schenkt allen Generationen neue Perspektiven, Ruhe und bleibende Eindrücke.

Nationalpark Thayatal, Niederösterreich

Der kleinste Nationalpark Österreichs ist zugleich einer der artenreichsten. Das Thayatal an der Grenze zu Tschechien liegt eingebettet zwischen steilen Felshängen und dichten Wäldern. Gemeinsam mit dem tschechischen Národní park Podyjí schützt der Park ein grenzüberschreitendes Naturjuwel.

Die Thaya trennt nicht nur zwei Länder, sondern auch zwei Klimazonen: Das trockene pannonische Klima trifft hier auf feuchtes atlantisches Wetter. Diese Mischung sorgt für beeindruckende Vielfalt – mit über 1.200 Pflanzenarten, unzähligen Schmetterlingen, seltenen Fledermäusen und der Rückkehr der Wildkatze. Auf gut markierten Wanderwegen lässt sich das Tal wunderbar erkunden, besonders im Frühling und Herbst.

Besonderheiten:

  • Grenzüberschreitender Nationalpark
  • Rückkehr der Wildkatze
  • Beeindruckende Artenvielfalt: Über 1.200 Pflanzen- und 950 Schmetterlingsarten.
  • Artenvielfalt durch Klimazonen-Wechsel: Zwei Klimazonen treffen hier aufeinander, pannonisch und atlantisch.
  • Lebensraum für seltene Tiere wie die Wildkatze und zahlreiche Fledermausarten.
  • Sanfte Hügellandschaften, tiefe Schluchten und die unberührte Thaya prägen das Bild.

Nationalpark Donau-Auen, Niederösterreich/Wien

Zwischen Wien und Bratislava schützt der Nationalpark Donau-Auen die letzten großen Auwälder Mitteleuropas. Auf einer Fläche von 93 km² finden sich verzweigte Altarme, Altwasser, Auwälder und artenreiche Feuchtgebiete – ein einzigartiges Flussökosystem.

Der Park steht sinnbildlich für das Naturbewusstsein Österreichs. In den 1980er-Jahren verhinderten engagierte Bürgerinnen und Bürger mit gewaltfreiem Protest den Bau eines Kraftwerks bei Hainburg. Heute kann man die ungezähmte Donau bei Kanutouren oder auf Lehrpfaden erleben – und dabei mit etwas Glück Biber, Seeadler oder Eisvögel beobachten.

Besonderheiten:

  • Symbol für erfolgreichen Naturschutz
  • Letzte große Aulandschaft der Donau
  • 93 km² geschützte Auenlandschaft entlang der Donau
  • Heimat für Biber, Seeadler und seltene Amphibien
  • Ideal für Naturerlebnis direkt vor den Toren Wiens
  • Lebensraum für Eisvögel, Biber, Seeadler und Amphibienvielfalt.
  • Bootstouren, Auwanderwege und Naturvermittlung in der Schlossinsel Orth.
  • Der Nationalpark steht für den Dialog zwischen Mensch und Natur, fördert Bildung und Naherholung und bewahrt gleichzeitig ein kostbares Ökosystem.

Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, Burgenland

Ein Hauch von Steppe, Salzseen und Schilfmeer: Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel ist ein Paradies für Vogelliebhaber. Gemeinsam mit dem ungarischen Teil bildet er ein UNESCO-Biosphärenreservat mit internationalem Schutzstatus.

Salzlacken, ausgedehnte Wiesen, Feuchtbiotope und der riesige Schilfgürtel des Neusiedler Sees bieten über 350 Vogelarten einen Lebensraum – ob als Brutplatz oder Raststation auf dem Zugweg. Naturführungen, Radwege und Vogelbeobachtungsstationen machen das Gebiet auch für Besucher spannend und leicht zugänglich.

Besonderheiten:

  • Einziger Steppennationalpark Österreichs
  • Weltbekannter Hotspot für Vogelbeobachtung: über 350 Arten beobachtbar
  • Rund 300 km² großes Schutzgebiet gemeinsam mit Ungarn, UNESCO-Biosphärenpark
  • Einzigartige Lebensräume: periodische Lacken, pannonisches Klima, riesige Schilfflächen.
  • Heimat und Zwischenstopp für seltene Zugvögel.

Nationalpark Kalkalpen, Oberösterreich

Im Nationalpark Kalkalpen regiert der Wald. Über 80 % der Fläche sind bewaldet – darunter einige der letzten ursprünglichen Buchenwälder Europas. Der Park ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes und bietet Lebensraum für viele bedrohte Arten.

Hier darf der Wald wieder wild sein: Umgestürzte Bäume bleiben liegen, totes Holz wird zum neuen Zuhause für Käfer, Pilze und Flechten. Und langsam kehren einst verschwundene Tiere zurück – wie der Luchs oder der Steinadler. Auf Wanderungen, Mountainbike-Routen oder bei Wildtierbeobachtungen lässt sich die „neue Wildnis“ hautnah erleben.

Besonderheiten:

  • Größtes geschlossenes Waldgebiet Österreichs – 165 km² große Schutzfläche mit über 80 % Waldanteil
  • UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder“
  • Lebensraum für Luchs, Steinadler und Fischotter
  • Vorreiter im Schutz natürlicher Waldentwicklung
  • UNESCO-Weltnaturerbe-Buchenwälder seit 2017
  • Natürliche Entwicklung mit Fokus auf Totholz und Artenvielfalt.

Nationalpark Gesäuse, Steiermark

Steil, wild, eindrucksvoll – das Gesäuse ist Österreichs jüngster Nationalpark und eine echte Gebirgsperle. Seit 2002 steht das Gebiet unter Schutz. Markant sind die dramatischen Kalkfelswände und das Rauschen der Enns, die sich hier ihren Weg durch die Felsen bahnt.

Auf engstem Raum treffen unterschiedliche Lebensräume aufeinander: von Auwäldern bis zu alpinen Hochlagen. Das Gesäuse ist zudem eng mit der Bergsteigergeschichte Österreichs verbunden und wird als „Universität des Alpinismus“ bezeichnet. Wer wandert, klettert oder einfach nur staunt, merkt schnell, warum dieser Ort so besonders ist.

Besonderheiten:

  • Jüngster Nationalpark Österreichs (seit 2002)
  • Eindrucksvolles Bergpanorama und Felsmassive
  • Ursprünglicher Wildfluss Enns
  • Ideal für Alpinisten, Wanderer und Naturliebhaber
  • Größtenteils alpine Region mit 120 km² geschützter Fläche.
  • Vielfältige Ökosysteme von Auwald bis Hochgebirge.
  • Reiche Flora und Fauna, darunter Gämsen, Steinadler, Alpengartenvielfalt.
  • Das “Xeis” als kulturelles und sprachliches Symbol für Identität.

Nationalpark Hohe Tauern, Salzburg/Kärnten/Tirol

Größer geht’s nicht: Der Nationalpark Hohe Tauern ist der größte Nationalpark Mitteleuropas. Auf über 1.800 km² schützt er eine spektakuläre Hochgebirgslandschaft – vom Gletscher bis zur Alm, vom tosenden Wasserfall bis zum stillen See.

Hier erhebt sich mit dem Großglockner (3.798 m) auch der höchste Berg Österreichs. Rund 340 Gletscher, über 50 Wasserfälle und eine faszinierende Tierwelt machen den Park zu einem Naturerlebnis der Superlative. Steinböcke, Bartgeier und Murmeltiere sind hier wieder heimisch geworden. Wanderwege, Hütten und Infozentren machen den Park auch für Familien zugänglich.

Besonderheiten:

  • 1.856 km² groß – größter Nationalpark Mitteleuropas und der Alpen
  • Wiederansiedlung von Steinbock, Bartgeier & Co
  • Ideal für mehrtägige Wanderungen und Bildungstouren
  • Beherbergt den höchsten Gipfel Österreichs: den Großglockner (3.798 m).
  • Über 340 Gletscher, zahlreiche Wasserfälle und Hochgebirgsseen.
  • Wiederansiedlung von Bartgeier, Steinbock, Gämsen und Murmeltieren.
  • Krimmler Wasserfälle: Höchster Wasserfall Europas

Sechs Parks: Natur bewahren, Vielfalt erleben

Österreichs Nationalparks zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig, wild und gleichzeitig schützenswert Natur sein kann. Vom stillen Buchenwald bis zur imposanten Gletscherwelt, von der Steppe bis zur Flusslandschaft – jeder Park erzählt eine eigene Geschichte. Gemeinsam zeigen sie, dass Schutz und Erleben keine Gegensätze sein müssen. Wer sie besucht, nimmt nicht nur bleibende Eindrücke mit, sondern auch ein neues Verständnis für unsere Umwelt.

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