Wie lang soll die Tour sein, wie schnell soll sie gehen und wohin soll es gehen? Die ersten Touren zu planen, ist gar nicht so einfach. Die Möglichkeiten sind riesig, ebenso wie die Unsicherheit, ob man wirklich an alles gedacht hat. Mit unseren Tipps bist du bestens vorbereitet und kannst entspannt in dein Bikepacking-Abenteuer starten.
Bikepacking in den Alpen bedeutet mehr als nur Radfahren. Es erfordert eine durchdachte Planung und die richtige Ausrüstung, vor allem, wenn du mehrere Tage autark unterwegs sein möchtest. In diesem Guide zeigen wir dir Schritt für Schritt, worauf du achten solltest: von der Wahl des passenden Fahrrads über sinnvolles Gepäck bis hin zur realistischen Routenplanung. So wird deine erste Tour nicht zum Kraftakt, sondern zu einem Erlebnis, das Lust auf mehr macht.
Tipps für deine erste Bikepacking-Tour
Starte klein – aber starte!
Deine erste Bikepacking-Tour in den Alpen muss kein waghalsiges Abenteuer im Hochgebirge sein. Viel wichtiger ist: dass du dich traust, einfach loszufahren. Beginne mit kleinen Touren, gewinne Sicherheit, baue deine Kondition auf, sammle Erfahrungen und entdecke dabei neue Wege.
Bikepacking bedeutet Bewegung an der frischen Luft, intensive Naturerlebnisse und echte Entschleunigung. Es tut deinem Körper gut, stärkt deine Ausdauer und bringt dich mental runter – ganz egal, ob du allein fährst oder mit Freunden, als Paar oder mit deiner Familie. Auch für Kinder kann das gemeinsame Reisen mit dem Rad ein unvergessliches Erlebnis sein – mit Abenteuern am Wegesrand, Lagerfeuerromantik und vielen Momenten zum Staunen.
Wer regelmäßig radelt, bleibt fitter, gelassener und langfristig gesünder – ein Lebensstil, der bis ins hohe Alter inspiriert. Du brauchst keine Bestzeiten, keine Gipfelrekorde. Was zählt, ist das Erlebnis: draußen sein, unterwegs sein, einfach sein.
Selbsteinschätzung: Kenne deine Grenzen – und dein Rad
Bevor du in die Alpen aufbrichst, solltest du dein Rad und dich selbst realistisch einschätzen. Starte mit kleinen, lokalen Touren. Wie lange kannst du komfortabel im Sattel sitzen? Wo zwickt es, was passt noch nicht? Gerade bei neuen Gravelbikes brauchst du Zeit, dich an Geometrie, Sitzposition und Fahrverhalten zu gewöhnen.
Steigere deine Distanzen langsam. Finde heraus, wie viele Kilometer pro Tag für dich realistisch sind – mit Gepäck auf dem Rad. So kannst du abschätzen, welche Tagesetappen bei deiner Bikepacking-Tour machbar sind.
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Routenwahl: Höhenmeter, Gelände und Streckenprofil
In den Alpen entscheidet das Gelände über die Schwierigkeit nicht unbedingt nur die Distanz. Plane deine Route mit realistischem Blick auf Höhenmeter, Steigungen und Untergrund. Ein 50-km-Tag mit 1.000 Höhenmetern auf Schotter ist anstrengender als 100 km flach auf Asphalt.
Vermeide Überraschungen. Informiere dich vorab über mögliche Sperrungen, Schlechtwetterrouten oder Umleitungen. Und denke daran: Auf unbefestigten Wegen bist du langsamer unterwegs – plane also Pufferzeiten ein.
Versorgung und Technik: Wie autark möchtest du unterwegs sein?
Stelle dir folgende Frage: Möchtest du komplett unabhängig reisen oder lieber eine Tour mit festen Stopps und verlässlicher Infrastruktur planen? Je nach Region in den Alpen kann das einen großen Unterschied machen. In entlegenen Tälern findest du nicht an jeder Ecke Trinkwasser, Verpflegung oder eine Unterkunft. Es kann auch vorkommen, dass du abends vor verschlossenen Türen oder ausgebuchten Hotels stehst.
Beachte: Für eine Tagestour reicht minimalistisches Gepäck, das sich auf Sicherheit und Wetterschutz konzentriert. Bei einer Mehrtagestour musst du deutlich autarker unterwegs sein und auch an Energieversorgung, Übernachtung und zusätzliche Kleidung denken.
Packliste im Vergleich: Tagestour vs. Mehrtagestour:
Tagestour | Mehrtagestour | |
Wasser & Verpflegung | 1–2 Trinkflaschen, Snack/Riegel | Wasserfilter/Tabletten, Tagesration, Kochset (optional) |
Bekleidung | Wetterfeste Jacke, Handschuhe (je nach Wetter) | Wechselkleidung, Regenbekleidung, ggf. Wärmeschicht |
Navigation | Smartphone mit Karte, ggf. GPS-Gerät | Smartphone, Powerbank, Papierkarte als Backup |
Technik & Werkzeug | Multitool, Ersatzschlauch, Mini-Pumpe | + Kettenöl, Ersatz-Kettenglied, Flickzeug, Kabelbinder |
Sicherheit | Erste-Hilfe-Set mini, Ausweis, Handy | Erweiterte Erste Hilfe, Stirnlampe, Bargeld |
Übernachtung | – | Zelt/Tarp, Schlafsack, Isomatte (bei Biwak), Kulturbeutel |
Extras | Sonnencreme, Brille, Buff | Hygieneartikel, Ladegeräte, ggf. Buch/Notizheft |
Tipp: So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Dazu kommt: Technisches Grundwissen ist ein Muss.
Du solltest in der Lage sein, einen Schlauch zu wechseln, die Kette nachzuspannen oder kleinere Defekte selbst zu beheben. Nur so bleibst du auch abseits der Zivilisation handlungsfähig und entspannt.
Dein SOS-Kit – Das gehört in dein Notfall-Set:
- Ersatzschlauch (oder Tubeless-Plugs bei schlauchlosem Setup)
- Mini-Fahrradpumpe oder CO₂-Kartusche
- Multitool mit Kettennieter
- Ersatz-Kettenglied (Quick Link)
- Kabelbinder und Isolierband
- Flickzeug für Reifen und Ausrüstung
- Powerbank und Ladekabel
- Kompaktes Erste-Hilfe-Set (inkl. Blasenpflaster)
- Stirnlampe oder kleines Notlicht
- Etwas Bargeld und Ausweis
Tipp: Teste deine Ausrüstung und das SOS-Kit vor der ersten längeren Tour auf einer kurzen Wochenendrunde. So findest du heraus, was dir noch fehlt – oder was du vielleicht gar nicht brauchst.
Das perfekte Rad fürs Bikepacking
Gravelbike, MTB oder Tourenrad? Die Wahl des richtigen Rads ist entscheidend für deinen Komfort und dein Vorankommen. Wichtig ist: Es muss zu dir, deiner Route und deinem Fahrstil passen. Breite Reifen, stabile Rahmen und Montagemöglichkeiten für Taschen sind essenziell.
Auch dein Fahrstil zählt: Fährst du lieber sportlich oder gemütlich? Planst du viel Asphalt oder Offroad-Strecken? Lass dich im Zweifel beraten – oder teste verschiedene Optionen.
Bikepacking-Touren für Anfänger in den Alpen
Wenn du dich bereit fühlst, kann’s losgehen! Die folgenden Regionen sind besonders anfängerfreundlich, gut erschlossen und bieten spektakuläre Naturerlebnisse:
- Zillertal (Tirol): Flachere Abschnitte, guter Bahnanschluss, sanfte Anstiege. Ideal für Einsteiger mit ambitionierten Zielen. Der Golfclub Zillertal liegt auf 550 m – ein toller Stopp mit Ausblick!
- Kitzbühel & Umgebung: Die Region rund um Eichenheim bietet eine perfekte Mischung aus Panoramastraßen und sportlicher Herausforderung. Hier kannst du deine Grenzen testen – oder im Spa entspannen.
- Zell am See – Kaprun: Flache Radwege, gute Infrastruktur, traumhaftes Bergpanorama. Ideal für deine erste Mehrtagestour mit leichten Höhenmetern.
- Achensee – Pertisau: Ruhig, naturverbunden und landschaftlich eindrucksvoll. Perfekt für gemütliches Bikepacking ohne Stress.
- Lavant – Osttirol: Abwechslungsreiche Wege, moderate Steigungen und viele sonnige Kilometer – perfekt für den Spätsommer.
- Andermatt & Urserental (Schweiz): Wer schon etwas fitter ist, findet hier ein echtes Bikepacking-Highlight auf 1.400 m: Weite Täler, Biotope, wenig Verkehr – und das mitten in den Alpen.
Bikepacking in den Bergen: Wetter und Jahreszeit
Die Alpen sind beeindruckend – aber auch launisch. Wer hier mit dem Rad unterwegs ist, muss wetterfest und flexibel sein. Hitze, Kälteeinbrüche, starker Regen oder plötzliche Gewitter gehören zur Realität. Selbst mitten im Sommer kann es auf 2.000 Höhenmetern empfindlich kalt werden, während dich im Tal 30 Grad erwarten. Auch starker Gegenwind oder Nebel in höheren Lagen können eine geplante Etappe drastisch verändern.
Deshalb gilt: Plane konservativ und mit ausreichend Puffer – sowohl zeitlich als auch körperlich. Überschätze weder deine Kondition noch das Tageslicht. Informiere dich vorab genau über das Wetter, aber sei dir bewusst, dass Prognosen in den Bergen oft ungenau sind.
Das richtige Timing – wann ist die beste Zeit für eine Tour?
- Die Hauptsaison für Bikepacking-Touren in den Alpen reicht von Ende Mai bis Mitte Oktober. Je nach Region kann sich das jedoch verschieben:
- Im Frühling und Herbst kann es bereits (oder noch) Schnee in höheren Lagen geben.
- Im Hochsommer herrscht zwar bestes Radwetter, aber auch mehr Betrieb auf beliebten Routen – und gelegentlich Gewitter am Nachmittag.
- Im Frühherbst (September) sind die Temperaturen oft ideal, die Trails leerer und das Licht besonders schön.
- Vermeide spontane Touren ohne Wettercheck – insbesondere, wenn du abgelegene, hochalpine Strecken planst.
Diese Wetter-Apps helfen dir bei der Planung
Folgende Apps haben sich besonders für Bikepacking in den Bergen bewährt:
- MeteoSwiss (CH): Sehr präzise für die Schweiz und grenznahe Regionen – inkl. Gewitter- und Lawinenwarnungen.
- ZAMG Wetter Österreich: Die offizielle App der Zentralanstalt für Meteorologie – ideal für Touren in Tirol, Salzburg oder Vorarlberg.
- Bergfex/Wetter: Detaillierte Bergwetterprognosen für Österreich, Südtirol, Bayern und mehr – inklusive Höhenstufen.
- Windy: Visualisiert Wind, Temperatur, Regen und Wolken in Echtzeit – besonders gut zur Einschätzung von Wetterentwicklungen unterwegs.
Tipp: Lade dir die wichtigsten Karten und Wetterdaten offline herunter, falls du unterwegs kein Netz hast. Und: Starte früh am Tag – bei Gewitterneigung ist das Risiko am Nachmittag am größten.
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