Höhenmeter begegnen uns bei jeder Wanderung, Bergtour oder Mountainbike-Route – ob in Tourenbeschreibungen, auf Wanderkarten oder in GPS-Apps. Sie sind mehr als nur eine Zahl: Höhenmeter geben an, wie viel Aufstieg oder Abstieg wir tatsächlich bewältigen, und sind damit ein wichtiger Maßstab für die Anstrengung und Dauer einer Tour. Gerade in den Bergen entscheiden Höhenmeter oft stärker über die Schwierigkeit einer Route als die reine Streckenlänge. Eine kurze Distanz mit vielen Höhenmetern kann deutlich anstrengender sein als ein langer, flacher Weg.
Trotzdem herrscht oft Unsicherheit: Was genau bedeutet eigentlich „ein Höhenmeter“? Warum gibt es Unterschiede zwischen „absoluten“ und „relativen“ Höhenmetern, und weshalb zeigen GPS-Geräte, Karten und Tourenportale manchmal verschiedene Werte an? In diesem Beitrag erfährst du, wie Höhenmeter gemessen werden, welche Faktoren zu Abweichungen führen und wie du die Angaben für deine eigene Tourenplanung richtig einordnest.
Alles, was du über Höhenmeter wissen musst
Höhenmeter richtig verstehen für eine sichere Tourenplanung
Höhenmeter sind ein zentrales Maß für die Anstrengung einer Tour. Sie helfen dir, die Schwierigkeit realistischer einzuschätzen, dein Tempo anzupassen und Pausen besser zu planen. Wer sich mit dem Unterschied zwischen absoluter und relativer Höhe auskennt, kann Touren besser vergleichen und vorbereitet starten. Moderne Technik liefert dabei wichtige Unterstützung – sei es über GPS oder barometrische Sensoren.
Was ist ein Höhenmeter?
In der Geodäsie ist die Höhe eine geometrische Größe. Sie beschreibt den lotrechten Abstand eines Punktes auf der Erdoberfläche zu einer festgelegten Referenzfläche – meist dem mittleren Meeresspiegel. Gemessen wird in Metern. Zusammen mit den Koordinaten (Längen- und Breitengrad) lässt sich so jeder Punkt auf der Erde exakt bestimmen. Für Wanderer sind Höhenmeter die Angabe, wie viele Meter man bergauf oder bergab zurücklegt. Dabei unterscheidet man:
- Absolute Höhenmeter: Differenz zwischen Start- und Zielpunkt. Beispiel: Start auf 1.000 Metern, Ziel auf 1.800 Metern – das ergibt 800 Höhenmeter im Aufstieg.
- Relative Höhenmeter: Summe aller Anstiege und Abstiege entlang der gesamten Route. Das bedeutet: Die tatsächlich zurückgelegten Höhenmeter können deutlich höher sein als der reine Höhenunterschied zwischen Start und Ziel.
Gerade bei längeren Touren mit wechselndem Gelände summieren sich die relativen Höhenmeter schnell. Diese Werte sind daher oft entscheidender für die Einschätzung des Schwierigkeitsgrads einer Wanderung oder Bergtour als nur die absolute Höhendifferenz.
Absolute und relative Höhe im Vergleich
Der höchste Berg der Erde ist – absolut gesehen – der Mount Everest mit 8.848 Metern über dem Meeresspiegel. Doch relativ gemessen ist der Mauna Kea auf Hawaii der höchste Berg: Vom Meeresboden bis zum Gipfel misst er über 10.000 Meter, obwohl seine absolute Höhe nur 4.205 Meter beträgt.
In der Praxis beim Bergsteigen bezieht sich die relative Höhe meist auf den Höhenunterschied zwischen zwei Punkten einer Tour – etwa vom Parkplatz zum Gipfel oder vom Einstieg eines Klettersteigs bis zur Ausstiegsstelle. Diese Angabe ist für die Tourenplanung häufig relevanter als die absolute Meereshöhe.
Welche Höhenangaben gibt es?
Je nach Messmethode gibt es unterschiedliche Höhenbegriffe:
- Normalhöhe (orthometrische Höhe): Das ist die übliche Angabe auf topografischen Karten. Sie misst die Höhe über dem mittleren Meeresspiegel. Der sogenannte Nullpunkt ist von Land zu Land unterschiedlich – beispielsweise Amsterdam in den Niederlanden oder Triest in Italien – wobei die Abweichungen in der Praxis meist nur wenige Dezimeter betragen.
- Ellipsoidische Höhe (GPS-Höhe): GPS-Geräte messen die Höhe bezogen auf ein mathematisches Erdmodell – meist das WGS 84-Ellipsoid. Diese Werte weichen oft von den Normalhöhen ab, teils um mehrere Dutzend Meter. Moderne GPS-Geräte und Apps korrigieren diese Unterschiede jedoch in der Regel automatisch, sodass Anwender zuverlässige Angaben erhalten.
Kartenhinweise wie „GPS-Höhen können um ca. 49 m von Kartenangaben abweichen“ beziehen sich genau auf diesen Unterschied. In der Praxis muss man sich darum aber meist nicht kümmern, da die Software die Werte automatisch anpasst.
Höhenmeter in der Tourenplanung
Ob gemütliche Talwanderung oder anspruchsvoller Gipfelanstieg – Höhenmeter sind einer der wichtigsten Faktoren bei der Planung. Sie beeinflussen nicht nur die Gehzeit, sondern auch, wie anstrengend eine Tour wird und welche Kondition erforderlich ist.
Eine Strecke von 10 Kilometern im Flachen kann in zwei bis drei Stunden zu schaffen sein. Fügen sich jedoch 1.000 Höhenmeter Aufstieg hinzu, steigt die Belastung deutlich – und die Gehzeit verlängert sich spürbar.
Wie berechnet man die Gehzeit?
Zeitangaben auf Wanderweg-Schildern oder in Tourenbeschreibungen wirken oft präzise – doch wie entstehen sie eigentlich? Die Berechnung folgt festen Richtwerten, die auch im Wegehandbuch der Alpenvereine (DIN 33466) festgelegt sind.
- Aufstieg: ca. 300 Höhenmeter pro Stunde
- Abstieg: ca. 500 Höhenmeter pro Stunde
- Horizontale Distanz: etwa 4 Kilometer pro Stunde
Um die Gehzeit zu ermitteln, berechnet man zunächst separat die Zeit für Höhenmeter und die Zeit für die Strecke. Der kleinere Wert wird halbiert und zum größeren addiert.
Beispiel:
- 1.200 Höhenmeter im Aufstieg → ca. 4 Stunden
- 8 km Distanz → ca. 2 Stunden
- 2 Stunden (kleinerer Wert) halbieren = 1 Stunde → 4 + 1 = 5 Stunden Gesamtzeit im Aufstieg.
Diese Methode hilft, Touren realistisch einzuschätzen und Pausen, Proviant und Rückkehrzeit besser zu planen.
Was zeigen GPS-Apps an?
Gute Outdoor-Apps und GPS-Geräte bieten zahlreiche Funktionen zur Tourenauswertung. Zu den wichtigsten Angaben zählen:
- Aktuelle Position und absolute Höhe
- Zurückgelegte Höhenmeter (getrennt in Aufstieg und Abstieg)
- Gesamtlänge der Strecke
- Gehzeit (inkl. Aufschlüsselung nach Auf- und Abstieg)
- Durchschnitts- und Maximalgeschwindigkeit
- Höhenprofil mit zeitlicher Entwicklung
Darüber hinaus verfügen viele Apps über Zusatzfunktionen wie Tourenaufzeichnung, Wetterdaten, Notfallruf oder Offline-Kartenmaterial. Wer regelmäßig unterwegs ist, kann so sehr präzise Touren planen und nachträglich auswerten.
Wie genau sind GPS-Daten?
Die Genauigkeit hängt von mehreren Faktoren ab:
- Empfangsqualität der GPS-Satelliten
- Bauart und Qualität des GPS-Empfängers
- Standortbedingungen (freie Sicht zum Himmel, kein dichter Wald oder Felswände)
- Intervall der Positionsaufzeichnung (z. B. alle 5 Sekunden)
Gerade bei längeren Pausen oder in schlecht empfangbaren Gebieten können ungenaue Höhenangaben entstehen. Moderne Apps erkennen diese Ausreißer und korrigieren sie automatisch. Auch Filter zur Glättung von Höhenprofilen sind mittlerweile Standard.
Gibt es Alternativen zur Höhenmessung per GPS?
Ja, es gibt auch barometrische Höhenmesser, die auf Luftdruckmessung basieren. Diese Technik ist besonders bei Höhenmessern und hochwertigen Sportuhren verbreitet. Auch einige Smartphones – darunter viele iPhones – verfügen über einen integrierten Luftdrucksensor. Viele Apps kombinieren GPS- und Barometerdaten, um möglichst genaue Höhenangaben zu liefern.
Ist Höhe der einzige Faktor bei der Tourenplanung?
Nein. Der Höhenunterschied allein sagt noch nichts über die tatsächliche Schwierigkeit oder Dauer einer Tour aus. Entscheidend ist auch die horizontale Distanz, also die Länge des Weges. Aus beiden Werten – Höhenmeter und Strecke – ergibt sich die zu erwartende Gehzeit.
Ein typisches Beispiel ist eine steile Firnflanke oder eine Eistour: Auch wenn der Höhenunterschied nur 500 Meter beträgt, kann der tatsächliche Weg aufgrund der Steilheit deutlich länger sein. Das bedeutet: Weniger Höhenmeter bedeuten nicht automatisch eine leichte oder schnelle Tour.
Unser Tipp: Schau bei der nächsten Tour nicht nur auf die Streckenlänge, sondern achte auf die Höhenmeter – besonders bei Routen mit wechselndem Gelände. Denn am Ende zählt nicht nur, wie weit du gehst, sondern auch, wie oft du rauf und runter musst.
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