Skitechnik im Vergleich: Von den 80er Jahren bis heute

BY Skiinfo
24. November 2025

Es gibt nur wenige sportliche Techniken, die sich in den vergangenen 40 Jahren so gewandelt haben, wie die des Skifahrens. Ein Hook-Shot beim Basketball ist immer noch ein Hook-Shot. Ein Spannstoß beim Fußball ist immer noch ein Spannstoß. Im Kugelstoßen gibt es immer noch nur zwei angewendete Techniken. Doch beim Skifahren ist ein Schwung heute kaum noch zu vergleichen mit dem Skifahren in den 80er – das Gefühl bekommt man zumindest, wenn man die Techniken von damals und heute miteinander vergleicht.

Das Skifahren erfreut sich einer sehr langen Tradition. Bereits vor über viertausend Jahren nutzten die Menschen zwei längliche Bretter, um über Gras oder Wasser zu gleiten und von verschneiten Anhöhen abzufahren. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Skifahren zum Sport, der vor allem Spass bringen soll. Skifahren macht nicht nur Spaß, sondern bietet auch eine wunderbare Möglichkeit, die Natur zu genießen und sich zu entspannen. Und seit dem 20. Jahrhundert ist der Skisport weltweit verbreitet und immer noch sehr beliebt. Dass die Grundelemente aber immer noch die gleichen sind, erklärt Dr. Frank Reinboth, Teamchef des DSV Bundeslehretam alpin und verantwortlich für Ausbildung und Weiterbildung zum DSV Skilehrer und Landesausbilder.

Der Name "Ski" leitet sich von dem norwegischen Begriff "ski" ab, der so viel wie „gespaltenes Holz, Schneeschuh“ bedeutet.
Der Name “Ski” leitet sich von dem norwegischen Begriff “ski” ab, der so viel wie „gespaltenes Holz, Schneeschuh“ bedeutet. | ©Martin Bergsma

Überblick – Skifahren damals bis heute

Skifahren in den 80er-Jahren war geprägt von extrem langen und wenig taillierten Skiern, bei Herren waren diese oft über zwei Meter lang. Diese traditionellen Modelle boten zwar viel Laufruhe, waren aber schwerfällig zu steuern, insbesondere bei kurzen Schwüngen, im steilen Gelände oder abseits der Piste. Um diese langen Ski aus den 80er-Jahren in die Kurve zu bringen, war eine sehr spezielle Skitechnik erforderlich, die von ausgeprägten Hoch-Tief-Bewegungen und kräftigen Hüftdrehungen dominiert wurde.

Für Anfänger waren diese klassischen Techniken äußerst anspruchsvoll, da sie viel Kraft, hohe Körperkontrolle und präzise Bewegungsabläufe erforderten. Im Vergleich dazu ist die moderne Skitechnik deutlich einsteigerfreundlicher. Dank Carving-Ski, moderner Rocker-Profile, leichterer Materialien und optimierter Lehrmethoden können Anfänger heute wesentlich einfacher, sicherer und effizienter Skifahren lernen.

Ausprägungen der Grundtechnik stark verändert

Auch die Grundtechnik des Skifahrens hat sich seit den 1980er Jahren grundlegend gewandelt. Damals galt es als Idealbild, Ski, Knie und Beine möglichst eng zusammenzuführen. Diese Haltung hatte jedoch keinen funktionalen Nutzen, sondern entsprach vielmehr einem stilistischen Leitbild. Um Richtungswechsel einzuleiten, wurden die Ski durch eine kräftige Hochbewegung entlastet und anschließend durch intensive Beindrehungen, kleine Sprünge oder das charakteristische Anheben des Innenbeins („Umsteigen“) umgekantet. Der damals verbreitete gedriftete Schwung war notwendig, da die Ski aufgrund ihrer geringen Taillierung nicht dafür ausgelegt waren, eine Piste mit sauberer, rutschfreier Kurvenführung zu befahren.

Mit der Einführung der Carving-Ski in den 1990er Jahren veränderte sich das Verständnis von optimaler Skitechnik jedoch entscheidend. Modernes Skifahren setzt heute auf Kantenarbeit, Körperposition und stabile Kurvenführung statt auf Sprung- oder Drehimpulse. Welche Entwicklungen diesen Wandel geprägt haben, erläutert Dr. Frank Reinboth vom Bundeslehrteam Alpin.

Dr. Frank Reinboth: „Skifahren ist einfacher und freudvoller geworden, teilweise auch sportlicher. Dies ist zum einen durch die Veränderung des Materials, als Beispiele kann man den Carving-Ski oder die Bauweise der Skischuhe anführen, aber auch durch die Pistenpräparation und Maschinenschnee gefördert worden.“

“Kunstformen werden vermieden”

Aber haben sich auch die elementaren Grundtechniken zu heute verändert? Wird heute komplett anders Ski gefahren als noch vor 20-30 Jahren?

Dr. Frank Reinboth: „Die Grundstruktur der Bewegungen hat sich nicht geändert: Belastungswechsel von Außenski zu Außenski, Aufkanten zur Erhöhung des Schneewiderdstands, Steuern mit mehr oder weniger Kanten und Verlagerung des Körperschwerpunktes – das alles wird auch heute noch gemacht. Die beobachtbare Form, die Skistellung, die Form der Kurven, der Aufkantwinkel und so weiter, hat sich jedoch deutlich verändert. Die Bewegungen sind funktioneller und damit natürlicher geworden, Kunstformen werden vermieden.“

Optimale Bewältigung verschiedener Situationen

Mit der Einführung der Carving-Ski, die erstmals präzises Kurvenfahren über die Kante und vollständig geschnittene Schwünge ermöglichten, hat sich die Skitechnik nachhaltig verändert, ohne die grundlegenden Bewegungselemente aufzugeben. Die Basisprinzipien Drehen, Kanten und Belasten bilden auch heute noch das Fundament des Lehrplans des DSV, genauso wie vor 30 Jahren. In modernen Skischulen und der Skilehrerausbildung stehen jedoch zunehmend situative Ansätze im Mittelpunkt.

Diese zielen darauf ab, die Grundbewegungen flexibel und effektiv an unterschiedlichste Bedingungen anzupassen. Dr. Frank Reinboth beschreibt es wie folgt: „Heute geht es vor allem darum, verschiedenste Situationen – flache, steile, harte oder weiche Pisten, ebenes oder kupiertes Gelände – optimal zu bewältigen. Optimal bedeutet in diesem Kontext, die Ski möglichst parallel zu führen und Geschwindigkeit sowie Richtung jederzeit zu kontrollieren. Am Berg ändern sich die Bedingungen ständig, was sowohl die Technik als auch das Selbstvertrauen beeinflusst. Das klingt simpel, ist es aber nicht – selbst im Höchstleistungssport gelingt dies nicht immer.“

Die moderne Skitechnik orientiert sich somit weniger an starren Bewegungsmustern und vielmehr an der Fähigkeit, sich dynamisch an wechselnde Schnee- und Geländebedingungen anzupassen.

Carving-Technik

Die Carving-Technik gilt heute als eine der präzisesten und dynamischsten Formen des Skifahrens. Sie kombiniert Geschwindigkeit, Kantentechnik und eine exakte Körperhaltung. Dadurch ist es möglich, auch bei höherem Tempo saubere, geschnittene Kurven zu fahren, ohne seitlich zu rutschen. Damit die Ski perfekt auf der Kante laufen, ist ein gutes Zusammenspiel aus Balance, Beinstellung und kontrollierter Bewegung erforderlich.

Eine stabile Grundposition ist entscheidend, um effizient zu carven: Die Knie bleiben leicht gebeugt, die Füße parallel und die Hüfte neutral ausgerichtet. Der Oberkörper sollte aufrecht, ruhig und entspannt wirken. Diese Haltung schafft die nötige Stabilität, um Druck auf die Kante aufzubauen und gleichzeitig flexibel auf Veränderungen im Gelände zu reagieren.

Ebenso wichtig ist die präzise Ski- und Kantenführung. Die Ski werden fließend auf die Kante gestellt und mit klarer Gewichtsverlagerung und gleichmäßiger Geschwindigkeit durch den Schwung geführt. Nur wenn die Kanten sauber greifen und die Bewegung kontrolliert bleibt, entsteht der charakteristische geschnittene Carving-Schwung.
Mit dieser Technik meistern fortgeschrittene Skifahrer selbst anspruchsvolle Pisten mit Leichtigkeit, Eleganz und hoher Präzision.

Skiausrüstung der 80er

Skifahren in den 80ern
Das Ende der 80er Jahre prägte der bunte Ganzkörperanzug. | ©Beech Mountain Resort

Auch im Bereich der Skibekleidung und Wintersportausrüstung hat sich im Laufe der Jahrzehnte enorm viel verändert. Betrachtet man die Entwicklung rückblickend, wird schnell deutlich, wie stark sich die Skimode gewandelt hat. Während Skibekleidung in den 1960er-Jahren optisch eher an einen gepolsterten Schlafanzug erinnerte und auch in den 1970ern noch schlicht und funktional daherkam, explodierte die Modewelt der 1980er Jahre mit knalligen Farben und auffälligen Mustern.

Gegen Ende der 1980er Jahre gehörten bunte Ganzkörperanzüge, gemusterte Fleecepullover, große Fliegerbrillen und das ikonische Stirnband, das ideal für die typische Dauerwelle war, zum Standardbild auf den Pisten. Skihelme, die heute zur Grundausstattung gehören und entscheidend zur Sicherheit beitragen, waren damals noch kaum verbreitet. Stattdessen dominierten Stirnbänder und Mützen, die zwar stylisch waren, aber weit weniger Schutz boten als die moderne Wintersportausrüstung von heute.

Die Ganzkörperanzüge zum Skifahren sind nie richtig aus der Mode gekommen, vor gut zehn Jahren gab es sie auch wieder in der knallig-bunten Variante. In den 90ern wiederum war die Skibekleidung eher futuristisch gestaltet. Die Strings, die zu dieser Zeit auf den Modemarkt kamen, wurden auch für den Wintersport eingesetzt. Heute setzt man auf schlichte Skijacken ohne auffällige Nähte oder Applikationen. Werbung spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Vermarktung von Skiausrüstung, indem sie neue Techniken und Produkte hervorhob.

Skiausrüstung Materialentwicklung

Doch nicht nur die Modestile, sondern auch die Materialien im Wintersport haben sich im Laufe der Jahrzehnte grundlegend verändert. In früheren Zeiten bestanden Skihosen häufig aus Neopren, saßen eng am Körper und konnten nicht über die Skischuhe gezogen werden. Daher trug man Gamaschen, die teilweise sogar außen an die Hose genäht waren. Sie verhinderten, dass Schnee in die Schuhe gelangte. Heute sind viele Skihosen zwar weiterhin mit Gamaschen ausgestattet, diese sind jedoch dezent im Inneren integriert und wesentlich funktionaler.

Moderne Skibekleidung sowie Ski, Snowboards und andere Wintersportartikel bestehen aus hochmodernen, leichten, wasserdichten und atmungsaktiven Materialien. Diese werden zum Teil auch in der Raumfahrt oder im professionellen Rennsport verwendet. Die Hightech-Gewebe reduzieren das Gewicht, verbessern die Beweglichkeit und verleihen Skifahrern und Snowboardern mehr Geschwindigkeit, Kontrolle und Präzision auf der Piste.

Auch die Wintersportausrüstung selbst hat einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen. Die früher üblichen geraden Holzski erforderten viel Kraft, technische Präzision und ein hohes Maß an fahrerischem Können. Heute bestehen Ski aus mehrschichtigen Hightech-Verbundstoffen, die flexibel, robust und deutlich leichter sind. Zudem sind moderne Modelle tailliert und folgen der typischen Carving-Form. Das verbessert den Kantengriff und ermöglicht ein dynamisches, schnelles und wendiges Fahrverhalten.

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Rocker-Ski: Etablierte Technologie

Rocker-Ski sind längst kein kurzfristiger Trend mehr, sondern haben sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil der modernen Skientwicklung etabliert. Durch ihre aufgebogene Schaufel und/oder ihr aufgebogenes Skiende haben sie das Fahrgefühl in vielen Bereichen spürbar verändert, vom Pistencarving, über Freestyle bis hin zum Freeride.

Ursprünglich wollten wir uns im nächsten Schritt dem aktuellen Technikleitbild widmen. Doch eine zentrale Frage bleibt weiterhin relevant: Verändert die Rocker-Technologie die Skitechnik erneut und sind dadurch angepasste Lehrwege oder Bewegungsmodelle notwendig?

Wir haben unseren Experten Dr. Frank Reinboth gefragt.

Dr. Frank Reinboth: „Grundlegend werden sich aus meiner Sicht die Bewegungen nicht verändern. Der Rocker-Ski verkürzt beim flach gestellten bzw. wenig aufgekanteten Ski die Kantenlänge, was zu einer besseren Drehbarkeit und Toleranz gegenüber technisch nicht so präzise durchgeführte Bewegungen, aber auch zu einem gewissen Gefühlsverlust bei der Kurveneinfahrt führt. Darauf muss sich der Skifahrer vor allem bei höherem Tempo auf planer und harter Piste einstellen. Eine Abhilfe ist hierbei, früher einen größeren Kantwinkel im Kurvenverlauf aufzubauen oder auch etwas längere Ski zu fahren. Ein weiterer Tipp ist, Rocker-Ski mit einer etwas breiteren Taille zu wählen, um die Stabilität und Kontrolle zu verbessern. Das heißt insgesamt verändert der Rocker-Ski die sogenannten Bewegungsspielräume – also wann wir uns bewegen, wohin, wie schnell und wie umfangreich.“

Sicherheit und Freestyle

Sicherheitstipps für Skifahrer abseits der Piste

Wer abseits der markierten Pisten unterwegs ist, sollte einige zentrale Sicherheitsaspekte beachten. Ein Skihelm ist Pflicht, ebenso wie eine zuverlässige und gepflegte Ausrüstung. Wichtig ist zudem, die Umgebung, die Schneelage und die Wetterbedingungen genau zu kennen, da sie sich sehr schnell verändern können, was das Risiko erhöht.

In unmarkierten Bereichen sollten Skifahrer nie allein unterwegs sein und ihre Route vorab sorgfältig planen. Ebenso entscheidend ist es, die eigene Geschwindigkeit und den Schwierigkeitsgrad stets der Situation anzupassen.
Freeride-Skifahren eröffnet zwar spektakuläre Möglichkeiten, erfordert aber Umsicht, Erfahrung und Vorbereitung, um sicher unterwegs zu sein.

Freestyle: Switch, Jumps, Rails & Boxes

Freestyle Skiing hat sich längst zu einer eigenständigen, kreativen Disziplin entwickelt, die auf Sprünge, Tricks und technische Vielfalt setzt. Dazu gehören:

  • Switch-Skiing: rückwärts fahren und wieder in die normale Fahrtrichtung wechseln.
  • Jumps: Sprünge über Kicker oder natürliche Hindernisse, oft kombiniert mit Rotationen oder Grabs.
  • Rails: Balancieren und Sliden auf Metallstangen, begleitet von individuellen Tricks.
  • Boxes: breitere, flache Hindernisse, ideal für den Einstieg ins Parkfahren.

Um Freestyle sicher und kontrolliert auszuführen, sind eine stabile Körperhaltung, eine saubere Bein- und Kantenarbeit sowie die Fähigkeit, die Ski in allen Situationen präzise zu steuern, erforderlich. Mit Technik, Mut und viel Übung lassen sich beeindruckende Tricks entwickeln, die das Skifahren auf ein völlig neues Level heben.

Fazit

Das Skifahren hat im Laufe seiner Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Was einst mit langen Holzbrettern als reine Fortbewegungsmethode begann, wurde ab dem späten 19. Jahrhundert zum internationalen Leistungs- und Breitensport.

Parallel dazu hat sich auch die Skiausrüstung massiv weiterentwickelt. Moderne Funktionsstoffe machen Skibekleidung leichter, atmungsaktiver und widerstandsfähiger gegenüber Kälte und Nässe. Aus den früher geraden Holzskiern sind heute mehrschichtige Hightech-Ski mit taillierter Carving-Form oder modernen Rocker-Profilen geworden, die für mehr Geschwindigkeit, Stabilität und Präzision sorgen.

Jede technische Neuerung, vom Carving- bis zum Rocker-Ski, eröffnet neue Möglichkeiten, stellt aber auch neue Anforderungen an Technik und Sicherheitsbewusstsein. Die folgenden Tipps helfen Skifahrern, ihre Technik zu verbessern und gleichzeitig sicherer auf der Piste unterwegs zu sein.

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