Faszination Freeriden: Freiheit abseits der Pisten

BY Mountain News
30. Oktober 2025

Freeriden begeistert immer mehr Wintersportler, die das Abenteuer abseits der präparierten Pisten suchen. Unberührter Schnee, grenzenlose Freiheit und ein intensiveres Naturerlebnis locken zahlreiche Skifahrer und Snowboarder in die freie Natur. Die Möglichkeit, abseits überfüllter Hänge eigene Spuren zu ziehen, bietet eine unvergleichliche Verbindung zur Natur und ein Gefühl der Abenteuerlust, das süchtig macht.

Doch mit dem Nervenkitzel kommen auch Risiken, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Abseits der gesicherten Pisten zu fahren, bedeutet, sich auf unvorhersehbare Bedingungen einzulassen. Lawinengefahr, unmarkierte Hindernisse und das Fehlen direkter Rettungsdienste erfordern eine sorgfältige Vorbereitung und umfassendes Wissen. Jeder, der ins offene Gelände aufbricht, sollte daher nicht nur gute Technik, sondern auch die richtige Ausrüstung und Kenntnis der Sicherheitsmaßnahmen mitbringen. Mit den richtigen Tipps, einem starken Bewusstsein für möglichen Risiken und einer sorgfältigen Planung wird das Freeriden zum unvergesslichen Naturerlebnis, sicher und verantwortungsvoll.

Freeride Basics: Ein Guide und hilfreiche Tipps

Warum Freeriden so beliebt ist

In den letzten Jahren hat die Faszination fürs Freeriden enorm zugenommen. Dank innovativer Ausrüstung und zahlreicher Events wächst die Begeisterung stetig. Der Reiz liegt in der Mischung aus unberührtem Pulverschnee und dem Gefühl der Freiheit, das abseits der überfüllten Pisten entsteht.

Doch trotz seiner Beliebtheit bringt das Freeriden auch erhebliche Risiken mit sich. Insbesondere bei Lawinengefahr oder Unfällen im offenen Gelände ist Vorsicht geboten. Die Distanz zu Rettungsdiensten und das richtige Verhalten in Notfällen müssen beherrscht werden. Hochwertige Ausrüstung kann Sicherheit suggerieren, jedoch verleitet sie auch dazu, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und sich in Gefahr zu begeben. Eine sorgfältige Vorbereitung und das Bewusstsein für die Risiken sind entscheidend, um das Erlebnis sicher zu genießen.

Vorbereitung ist alles: Grundregeln fürs Freeriden

1. Kenntnis des Geländes

Unbekanntes Terrain sollte man meiden. Nutzen Sie Fachmagazine, Apps und Karten, um sich über Routen und Schneebedingungen schlau zu machen. Lokale Skiführer und spezielle Freeride Kurse bieten hilfreiches Wissen abseits digitaler Ressourcen.

2. Lawinenlagebericht verstehen

Überprüfen Sie immer die aktuelle Lawinensituation auf offiziellen Websites. Die verschiedenen Warnstufen der Lawinenskala minimieren das Risiko:

    • Stufe 1 – Gering: Lawinenauslösung nur bei großer Zusatzbelastung, etwa durch eine Gruppe.
    • Stufe 2 – Mäßig: Auslösung hauptsächlich bei großer Zusatzbelastung möglich.
    • Stufe 3 – Erheblich: Schon geringe Zusatzbelastung kann Lawinen auslösen.
    • Stufe 4 – Groß: Bereits geringe Belastung kann zur Auslösung führen. Nur mit Erfahrung fahren.
    • Stufe 5 – Sehr groß: Spontane Lawinen möglich. Offenes Gelände sollte vermieden werden.

3. Notwendige Ausrüstung

Sicherheit geht vor, besonders abseits der Pisten. Ein Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), eine Schaufel, eine Sonde und ein Erste-Hilfe-Set gehören zur absoluten Grundausstattung und sollten in keinem Freeride-Rucksack fehlen. Ein Airbag-Rucksack kann im Ernstfall die Überlebenschancen bei einer Lawine deutlich erhöhen, ersetzt aber keine Erfahrung. Der richtige Umgang damit erfordert Übung, ebenso wie das Verhalten im Notfall. Daher ist es sinnvoll, regelmäßig Lawinenkurse zu besuchen und den Ernstfall unter realistischen Bedingungen zu trainieren.

Ein Airbag-Rucksack hat sich über die Jahre als wertvolle Unterstützung und potenzieller Lebensretter bewährt. Trotzdem gilt: Nicht dein Equipment, sondern die aktuellen Schnee- und Wetterbedingungen sollten immer ausschlaggebend für deinen Aufbruch ins offene Gelände sein.

4. Nie alleine fahren

Gemeinsam unterwegs zu sein erhöht die Sicherheit deutlich. Bei einem Unfall oder einer Lawine zählt jede Sekunde, und wer in einer Gruppe fährt, kann im Ernstfall schneller reagieren und Hilfe leisten. Auch die gegenseitige Beobachtung und Einschätzung der Bedingungen trägt wesentlich dazu bei, Risiken früh zu erkennen.

Für alle, die noch wenig Erfahrung im freien Gelände haben, sind geführte Freeride-Touren oder Skiführer eine gute Möglichkeit, sicher unterwegs zu sein und gleichzeitig dazuzulernen. Lawinenkurse helfen zudem, Gefahren besser einzuschätzen und im Notfall richtig zu handeln. Die passende Schutzkleidung, etwa Helm, Rückenprotektor und wetterfeste Outerwear, ist unverzichtbar. In einigen Skigebieten, besonders in Nordamerika, ist das Tragen von Sicherheitsausrüstung sogar vorgeschrieben.

Sicherheitsschritte für Freerider kompakt zusammen gefasst:

    • Geländevorbereitung: Vorbereitung ist alles. Kenne das Gelände, nutze Apps, Karten und hol dir Tipps von Skiführern.
    • Regelmäßige Lawinenchecks: Überprüfe regelmäßig die Lawinenlage und halte dich stets auf dem neuesten Stand.
    • Ausrüstung: LVS-Gerät, Schaufel, Sonde und eventuell ein Airbag-Rucksack sind Pflicht.

Technik und Tipps für das Tiefschneefahren

Das Fahren im Tiefschnee ist eine ganz eigene Herausforderung. Sobald du den Gipfel erreicht hast, steht eine neue Welt offen. Der weiche Pulverschnee sorgt dafür, dass du tiefer einsinkst als auf präparierten Pisten. Das erfordert spezielle Techniken, um das Ganze sicher und elegant zu meistern.

Beim Tiefschneefahren ist die aktive Hoch-Tief-Bewegung das A und O. Durch starkes Durchfedern der Knie erzeugst du den nötigen Auftrieb, um mühelos durch den Pulverschnee zu gleiten. Dabei ist eine enge Beinstellung vorteilhaft – die Skier sollten eng beieinander bleiben, um die Auflagefläche zu vergrößern und so den Auftrieb zu maximieren. Freeride-Ski sind breiter als Carvingski, was diesen Effekt zusätzlich unterstützt. Auch die Stabilisierung des Oberkörpers ist entscheidend. Minimale Bewegungen im Oberkörper helfen, das Gleichgewicht zu halten, während große Armbewegungen leicht das Gleichgewicht kosten können. Kleine, kontrollierte Bewegungen der Handgelenke sind dabei hilfreich.

Tipps für Einsteiger im Tiefschnee

Beginnen Sie im flachen bis mittel-steilem Gelände, um sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen. Ideal sind etwa 10 bis 20 cm Pulverschnee, um das Einsinken zu minimieren und die Technik zu verbessern. Eine gute Fitness im Bein- und Rumpfbereich ist dabei sehr hilfreich – nur so bleibt man geschmeidig und sicher auf dem Schnee. Arbeiten Sie beim Training auch an Reaktionsfähigkeit und Beweglichkeit, um im Gelände flexibel reagieren zu können.

Wer noch unsicher ist, sollte auf professionelle Kurse und Seminare setzen. Besonders Skischulen in bekannten Tiefschneegebieten bieten Fahrtechnik- und Sicherheitstrainings an. Auch der Verband Deutscher Berg- und Skiführer (VDBS) stellt mit seinem Freeride-Guide wertvolle Tipps und Regeln für sicheres Tiefschneefahren bereit. Damit steht einem unvergesslichen Erlebnis im Powder nichts mehr im Weg.

Beliebte Freeride Regionen

Wenn es um echtes Tiefschnee-Abenteuer geht, stehen die Alpen ganz oben auf der Liste. Hier finden Freerider eine Vielzahl erstklassiger Gebiete, die keine Wünsche offen lassen. In Österreich sind das vor allem der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn, das Skigebiet Hochzillertal Hochfügen Spieljoch sowie das Gebiet rund um den Arlberg mit Warth-Schröcken – wahre Paradiese für Powder-Fans. Diese Regionen bieten im Winter unzählige Möglichkeiten, unberührte Hänge und tiefen Schnee zu genießen.

Doch die Alpen sind nur der Anfang. Auch in Frankreich locken die Hänge des Mont Blanc-Massivs bei Chamonix mit atemberaubenden Freeride-Routen. In der Schweiz zieht das Backcountry von Andermatt Wintersportler magisch an, während in Italien das Gebiet Monterosa Ski mit seinen 14 Viertausendern das größte und wohl beeindruckendste Bergmassiv der Alpen darstellt. Für Einsteiger angenehmer gestaltet sich das Gelände in Andermatt: Mit der Seilbahn auf den Gemsstock (2.961 m) gelangen Powder Fans zu vielfältigen Strecken, die moderat abfallen und perfekt für den Einstieg sind. Für echte Grenzen-Pushers bietet die Monterosa außergewöhnliche Abfahrten. Bis zu 3.300 m hoch, mit steilen Hängen und Tiefschneeflächen, die bis ins Tal ziehen.

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Was sind Skirouten?

In den Alpen, besonders in Österreich, gibt es spezielle Routen, die als „Skirouten“ ausgewiesen sind. Sie sind zwar markiert und gesichert, aber nicht im herkömmlichen Sinne präpariert. Die gesetzlich festgelegte Breite einer Skiroute beträgt in Österreich etwa 30 Meter, wobei jeweils 15 Meter auf jeder Seite der Markierung entfallen. So entstehen klare, kontrollierte Wege, die durch Schilder und Markierungen kenntlich gemacht werden.

Ganz anders verhält es sich mit Freeride-Gelände. Dieses ist in Österreich weder markiert noch präpariert und unterliegt keiner Kontrolle. Da es keinen offiziellen Sicherheitsstandards entspricht, birgt es ein deutlich höheres Risiko. In Italien war Freeriden bis vor kurzem in vielen Regionen sogar verboten, doch mit dem wachsenden Interesse und der zunehmenden Akzeptanz ändern sich die Regelungen Schritt für Schritt. Für Skifahrer und Snowboarder heißt das: immer wachsam sein und die jeweiligen Gesetze sowie Hinweise vor Ort beachten.

Die richtige Ausrüstung zum Freerieden

Skier und Snowboard

Die Wahl der richtigen Ausrüstung ist entscheidend für Sicherheit und Fahrgefühl im offenen Gelände. Ski und Snowboards zum Freeriden unterscheiden sich deutlich von Modellen für die Piste. Sie sind meist breiter, bieten mehr Auftrieb im Tiefschnee und sorgen für bessere Kontrolle in wechselnden Bedingungen. Wichtig ist, dass Bindungen, Boots und Stöcke auf den Einsatz im Gelände abgestimmt sind und regelmäßig gewartet werden. Auch ein gut gewachster Belag und scharfe Kanten können in anspruchsvollem Terrain den Unterschied machen.

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Funktionsbekleidung

Im freien Gelände ist funktionale Kleidung unverzichtbar. Mehrlagige Outfits mit einer atmungsaktiven, wind- und wasserdichten Außenschicht schützen vor Nässe und Kälte. Ein durchdachtes Schichtsystem, das aus Baselayer, Midlayer und wetterfester Outerwear besteht, sorgt für Flexibilität bei wechselnden Temperaturen. Reißverschlüsse zur Belüftung, verstellbare Kapuzen und Schneefänge erhöhen den Komfort. Besonders wichtig ist, dass die Kleidung Bewegungsfreiheit bietet und auch bei Anstrengung angenehm zu tragen bleibt.

Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein im offenen Gelände

Verhalten im Notfall

Im freien Skiraum steigt das Risiko für Unfälle. Deshalb sind neben der Fahrtechnik vor allem das richtige Verhalten und die Kenntnisse im Notfall entscheidend. Wichtig ist, immer in Gruppen zu fahren. Beim Verlust eines Mitfahrers sollte das Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS) sofort aktiviert werden, um die Person zu orten. Ist sie nicht auffindbar, muss umgehend der Bergrettungsdienst verständigt werden. Bei unverschüttetem Sturz im Tiefschnee können Skistöcke, Rucksack oder andere Ausrüstung als Stütze bei der Bergung dienen. Bei Kollisionen mit Bäumen gilt besondere Vorsicht: Kontrolle und vorsichtiges Fahren sind Pflicht. Kommt es dennoch zu einem Sturz in ein tiefes Schneeloch an einem Baum, auch Tree-Well genannt, sollte man Ruhe bewahren und sich langsam wieder befreien. Bei Erschöpfung immer den Rettungsdienst alarmieren.

Wetter und Sichtverhältnisse

Das Wetter in den Bergen kann sich schnell ändern. Bei starkem Schneefall, Nebel oder Sturm ist umsichtiges Verhalten gefragt. Vorher unbedingt den aktuellen Wetterbericht prüfen, um Gefahren richtig einschätzen zu können. Nur so bleibt das Risiko beherrschbar und das Erlebnis sicher.

Respektvoller Umgang mit der Natur

Freeriden bedeutet Freiheit im Naturraum, aber auch Verantwortung für die Umwelt. Respektieren Sie regionale Regeln, meiden Sie Schutzgebiete wie Lawinen- oder Naturschutzzonen und hinterlassen Sie keinen Schaden. Das betrifft insbesondere Wälder und Wildschutzgebiete. Unter dem Schnee liegen empfindliche Pflanzen und Tiere, die im Winterschlaf sind oder sich im Frühjahr erholen müssen. Achten Sie auf einen schonenden Umgang, um die Natur zu bewahren. Wer Regeln missachtet, riskiert empfindliche Bußgelder. Nicht nur das: Umweltverschmutzung und Zerstörung können in manchen Ländern hohe Strafen nach sich ziehen. Gerade deshalb ist verantwortungsvolles Handeln das A und O, um das Naturerlebnis sicher zu erleben.

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